Startseite Umwelt Bauen Publikumsvoting: Ostumfahrung ist NÖs schlimmste Betonsünde

Publikumsvoting: Ostumfahrung ist NÖs schlimmste Betonsünde

„Österreichs 9 Betonschätze”: Greenpeace präsentiert die Gewinnerprojekte pro Bundesland

Protest gegen die Ostumfahrung / Foto: matjaz krivic
Foto: matjaz krivic

Im Rahmen einer Ausstellung präsentierte Greenpeace heute die neun Gewinnerprojekte der Initiative „Österreichs 9 Betonschätze” im Wiener Museumsquartier. Ebenso werden an die Verantwortlichen der neun Bauprojekte Preise für herausragende Betonverdienste verliehen. In Niederösterreich wurde die Ostumfahrung Wiener Neustadt zur schlimmsten Bausünde des Bundeslandes gewählt.

Über mehrere Wochen reichten die ÖsterreicherInnen über 400 Bauprojekte ein. Mithilfe eines Publikumsvotings und bewertet durch eine Fachjury wurden anschließend die finalen Gewinnerprojekte ermittelt. Dabei nahmen über 20.000 Menschen am Publikumsvoting teil. Im Anschluss an die Ausstellung werden Betonschatz-Trophäen an die Verantwortlichen der jeweiligen Bauprojekte gesendet.

Die Top-Betonschätze Östeerreichs

In Wien ist die Stadtstraße die größte Bausünde, in Niederösterreich die Ostumfahrung Wiener Neustadt, im Burgenland macht das Zentrallager der Firma XXXLutz in Zurndorf das Rennen, in Kärnten landet das LKW-Verteilerzentrum LCAS-Nord auf Platz eins, in der Steiermark gewinnt die Playworld Spielberg, in Oberösterreich wurde das Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II in Ohlsdorf auserkoren, in Salzburg setzt sich das Luxus-Resort “Six Senses Residences Kitzbühel Alps” durch, in Tirol gewinnt das geplante Gewerbegebiet Unterbürg St. Johann und in Vorarlberg die Tunnelspinne Feldkirch.

Grüne Klubobfrau: “unverantwortlich”

Die Grüne Klubobfrau Helga Krismer kann die Entscheidung nachvollziehen: „Seit vielen Jahren kämpfen die lokalen Bürgerinitiativen und die Grünen Niederösterreich sowie die Grünen Wiener Neustadt gegen die Ostumfahrung Wiener Neustadt und damit gegen den drohenden Flächenverbrauch. Dieses Vorhaben ist ein aus der Zeit gefallenes Projekt, das unseren Klimazielen, dem Bodenschutz und dem Naturschutz diametral entgegensteht. In Zeiten der Klimakrise ist es unverantwortlich, ein derart massives Straßenbauprojekt durch ein Natura 2000-Schutzgebiet und über fruchtbare Ackerflächen zu planen. Der Wiener Neustädter Bürgermeister und Betonierer Klaus Schneeberger und Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo „Landverbauer“ Landbauer tragen weiterhin bewusst mit ihrem Festhalten an der Ostumfahrung zur massiven Bodenvernichtung in Niederösterreich bei. Nicht umsonst haben sie heute den Preis für die größte Bausünde unseres Bundeslandes errungen. Eine Leistung, auf die sie absolut nicht stolz sind und die sie vielleicht in Erwägung ziehen sollten, ihre Politik zu hinterfragen.

Flächenrecycling vor Bodenzerstörung

Greenpeace-Bodenschutzexpertin Melanie Ebner sagt: „Für gigantische Straßenprojekte, Fachmarktzentren und Gewerbegebiete werden Tag für Tag Österreichs fruchtbare Wiesen und Wälder zubetoniert. Gleichzeitig werden viele bereits versiegelte Flächen nicht oder nicht effizient genug genutzt, sondern weiterhin Boden verschwendet. Bei unserer Initiative ‚Österreichs 9 Betonschätze’ haben tausende Menschen aus ganz Österreich abgestimmt. Die rege Beteiligung und die große Aufmerksamkeit zeigen: Es wurden lange genug wertvolle Natur- und Ackerflächen zerstört – Österreich hat die Nase voll von sinnlosem Zubetonieren und Asphaltieren.”

Greenpeace fordert die Landesregierungen auf, endlich Maßnahmen gegen den übermäßigen Bodenverbrauch zu ergreifen. Dazu zählen quantitative Grenzwerte, um den Bodenverbrauch einzudämmen. Flächenrecycling muss außerdem verpflichtend vor Bodenzerstörung geprüft und der Flächenbedarf zunächst verpflichtend durch bereits erschlossene innerörtliche Gebiete abgedeckt werden. Zusätzlich müssen die Bundesländer jetzt, wo das auch kompetenzrechtlich möglich ist, regional und sozial angepasste Leerstandsabgaben einführen – auch für Gewerbe- und Industrieflächen. Denn eine treffsichere Leerstandsabgabe ist ein wichtiges Werkzeug, um Leerstände zu aktivieren und Flächenversiegelung für Neubau einzudämmen.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner